NLA - wie weiter? Gespräch mit dem Präsidenten

Die Promotion ist für den Verein eine grosse Herausforderung. Präsident Gerry Nauer nennt das liebe Geld, gezielte Verstärkungen und die fehlende Infrastruktur. 

Als der bald 34-jährige Gerry Nauer, seit 2010 Präsident des Volleyballclubs Einsiedeln, am Josefstag auf der EA-Redaktion erscheint, freut er sich riesig. Eben wurde ihm von Swiss Volley der Aufstieg des Herren 1 des VBC Einsiedeln in die Nationalliga A definitiv bestätigt. Noch überwiegt die Freude, nachdem bereits am Abend zuvor im Vereinslokal «Wachsliecht» auf den Aufstieg angestossen worden ist. Denn bereits am Montag sickerte durch, dass der VBC Einsiedeln am grünen Tisch aufsteigt (siehe EA 21/13). Die Einsiedler zeigten als einzige Mannschaft der NLB-Finalrunde Interesse an der Promotion, so dass die Auf-/Abstiegsrunde entfällt. Züri Unterland verbleibt als Neunter und Letzter der NLA in der höchsten Spielklasse, die nächste Saison wieder mit zehn Teams durchgeführt wird. «Wir hätten die Barrage-Spiele begrüsst und uns gerne auf dem sportlichen Weg für die NLA qualifiziert», sagt Nauer.

Dass der VBC Einsiedeln als Siebter der NLB-Aufstiegsrunde und insgesamt Nummer 16 der Schweiz nächste Saison in der NLA spielt, wirft ein schiefes Licht auf das Niveau dieser olympischen Sportart. Doch Volley Amriswil II und Lausanne UC II dürfen als zweite Mannschaften nicht in der NLA spielen. Volley Oberdiessbach, VBC Voléro Zürich, TSV Jona und VBC Münchenbuchsee, die mit Ausnahme von Volley Oberdiessbach alle schon in der NLA gespielt haben, verzichten auf dieses Abenteuer – im Gegensatz zum VBC Einsiedeln. «Nach sieben Saisons in der NLB brauchen wir eine neue Herausforderung», sagt Nauer. Die Nationalliga B sei zur Normalität geworden. Den Aufstieg am grünen Tisch sieht er als Initialzündung für eine erfolgreiche Zukunft. «Diese einmalige Chance mussten wir packen», sagt Nauer und erwähnt auch die neuen Klublizenzen, die von Swiss Volley spätestens ab der Saison 2015/2016 eingeführt werden. «Dann sind die Anforderungen an einen NLA-Klub grösser», gibt Nauer zu bedenken. Ein Aufstieg für den VBC Einsiedeln wäre in Zukunft noch schwieriger.
Nauer ist Realist genug und gibt sich keinen Illusionen hin. Er weiss, dass auf den VBC Einsiedeln viel Arbeit wartet. Er nennt das liebe Geld, gezielte Verstärkungen und die fehlende Infrastruktur. Eine Arbeitsgruppe unter dem Lead des Präsidenten wurde eingesetzt.
 
Geld, … 
Nauer will zwar keine detaillierten Zahlen nennen, sagt jedoch immerhin, dass allein die Fixkosten in der NLA rund vier Mal höher sind, nämlich rund 32'000 Franken. Dabei handelt es sich um Anmeldegebühren und Schiedsrichterkosten. Auch in der NLA werden die bisherigen Spieler finanziell nicht entschädigt. Das bescheidene Entgelt für das erfolgreiche Trainer-Duo Phi-lippe Husi und André Abegg, sofern er nächste Saison wieder dabei ist, dürfte sich in ähnlichem Rahmen bewegen. Auch neue Spieler sollen nicht mehr als ein Sackgeld verdienen. Profis gibt es in Einsiedeln voraussichtlich keine.
Das dringend benötigte Geld will der VBC Einsiedeln laut Nauer nach Möglichkeit weder mit Eintritten bei den Heimspielen noch mit einer Erhöhung des Mitgliederbeitrags realisieren. Auf dessen Erhöhung soll verzichtet werden, weil «nicht der gesamte Verein die Mehrausgaben der ersten Mannschaft mittragen soll», begründet der Präsident. Sprudeln soll das Geld dank neuer Sponsoren und vermehrter Einnahmen bei den Heimspielen. Der Präsident denkt an Verlosungen und die «Beiz». Federführend bei der Erschliessung neuer Geldquellen ist Dominik Husi, der Bruder des Trainers.
 
Verstärkungen und …
Der VBC Einsiedeln schaffte den überraschenden Aufstieg praktisch mit einer Junioren-Mannschaft. Diese absolviert auch noch die U23-Regionalmeisterschaft. Auf Verstärkungen im Hinblick auf die NLA hingewiesen, spricht Nauer von einem «heiklen Thema». Zum einen soll der VBC Einsiedeln eine typische Dorfmannschaft bleiben, so wie das in der NLA nur noch der TV Schönenwerd ist. Anderseits weiss auch Nauer, dass die Equipe Verstärkungen braucht. «Wir müssen uns gezielt verstärken.»
Der Präsident betont jedoch, dass «wir unserer Vereinsstrategie treu bleiben und vor allem mit Einheimischen spielen wollen». Er spricht von zwei bis drei neuen Spielern, welche «den Druck von den Jungen nehmen und den Konkurrenzkampf unter den Jungen fördern».
Für Nauer stehen Schweizer Spieler im Vordergrund. Doch er ist sich bewusst, dass es ein Glücksfall wäre, wenn «alle gratis und franko zu uns kämen». Er könnte sich auch vorstellen, dass Beachvolleyballer den VBC Einsiedeln verstärkten. Als Beispiel nennt er den TV Schönenwerd, bei dem Profi Jan Schnider spielt. Der VBC Einsiedeln verfügt bereits über Erfahrungen mit einem Beachvolleyballer, nämlich Stefan Kobel, der von 2006 bis 2008 bei den Klosterdörf-
lern gespielt hat. Kobel war nicht irgendein Beachvolleyballer. Er gewann 2004 bei Olympia in Athen mit seinem Partner Patrick Heuscher die Bronzemedaille. Beachvolleyballer, Schweizer wie Ausländer, könnten sich laut Nauer durch das Beachplus angezogen fühlen.
 
Infrastruktur
Die Anforderungen von Swiss Volley in der Nationalliga A bezüglich Infrastruktur in der Halle sind höher. Nauer schickt voraus, dass der VBC Einsiedeln seine Heimspiele in der Sporthalle Brüel austragen möchte und nicht wie auch schon in Rothenthurm oder Pfäffikon. Gefordert werden in einer NLA-Halle unter anderem ein permanenter Internetanschluss und mehr Sitzplätze. Weiter muss die Heimmannschaft einen Statistiker stellen.
Zudem stellt sich die Frage, ob das Spielfeld in der Sporthalle Brüel den NLA-Anforderungen entspricht. Sind die Begrenzungslinien breit genug? Muss das Spielfeld anders eingefärbt sein als der Hallenboden? Zudem stellt sich die Frage, ob die Halle hoch genug ist. Nauer sieht ein potenzielles Problem bei der Trennwand, welche die Halle unterteilt. Doch Nauer will nicht den Teufel an die Wand malen und verweist darauf, dass ein Aufsteiger vorübergehend Ausnahmebewilligungen erhalte.
Weiter wird von Swiss Volley gewünscht, dass die Heimspiele gut vermarktet werden. Nauer denkt an Verlosungen oder Showacts in der Pause zwischen dem zweiten und dritten Satz. Der Präsident hofft, dass pro Heimspiel rund 400 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Sporthalle Brüel erscheinen, und zwar nicht nur aus der Region Einsiedeln, sondern aus dem ganzen Kanton Schwyz. Das bedingte, dass immer eine Tribüne aufgebaut werden müsste. Das war bisher nur bei Cupspielen mit NLA-Mannschaften der Fall.
 
Ziele in der NLA?
Präsident Gerry Nauer blickt dem Abenteuer NLA mit dem nötigen Respekt, insgesamt jedoch optimistisch entgegen. Er macht sich allerdings nichts vor: Das Ziel könne eigentlich nur Ligaerhalt lauten. Doch das Ziel soll erst definiert werden, wenn die neue Mannschaft steht. Schon jetzt spricht er von einem riesigen Potenzial. Er verweist darauf, dass der VBC Einsiedeln bei den U23-Schweizermeisterschaften praktisch mit dem Herren 1 die Silbermedaille gewonnen hat. Er geht davon aus, dass «wir nicht nur Kanonenfutter sind». Er hofft, dass der VBC Einsiedeln in der NLA Fuss fassen und sich Schritt für Schritt nach vorne arbeiten kann.
 
Quelle: Einsiedler Anzeiger